Zeitungsbericht Tauberzeitung 26.09.2014



Fünf Geschwister mit rotem Virus

Bei den Böcklers aus Wildentierbach ist Winzertanz bereits Familientradition

Ab heute regiert er wieder, der Winzertanz. Beim Herbstfest sorgen die Tänzer für Stimmung, beim großen Tanz am Sonntag werden sie beeindrucken. Erstmals machen gleichzeitig alle fünf Kinder der Familie Böckler mit.

Evelyne Böckler nahm als 16-Jährige erstmals 1977 am Winzertanz teil. Die Privataufnahme zeigt sie freudestrahlend in der Bildmitte.
Evelyne Böckler nahm als 16-Jährige erstmals 1977 am Winzertanz teil. Die Privataufnahme zeigt sie freudestrahlend in der Bildmitte.

Niederstetten. Das hat es noch nie gegeben, und ob es das noch einmal gibt, ist auch fraglich. Aus der Wildentierbacher Familie Böckler sind heuer gleich fünf Kinder als Tänzer beim Winzertanz am Start. 48 Tanzpaare werden den großen Traditionstanz nach dem Umzug ab 14.45 Uhr auf dem Sportplatz am Festgelände aufführen. Mit dabei sind Artur (28), Björn (25), Cindy (24), David (22) und Erika Böckler (20).

„Angefangen habe ich zusammen mit einer Klassenkameradin", erinnert sich Artur. Er ist schon das elfte Mal dabei - also nicht nur der Alt-Tänzer der Familie, sondern auch in der Winzertanzgruppe ein erfahrener Senior. Und die alten Hasen braucht es, weil jedes Jahr ein Schwung Neue dazukommt, die in Gruppentradition und Tanzfiguren eingewiesen werden müssen. Dennoch, für Artur wird es der letzte Winzertanz sein, denn irgendwann muss man den „Stecken", den traubenbekränzten Zeremonienstab der männlichen Winzer, altershalber einfach abgeben.

Doch sein Abschied wird gleichzeitig ein Höhepunkt sein, denn der Tanz 2014 ist der erste, den Artur gemeinsam mit seinen Geschwistern bestreitet. Aus verschiedenen Gründen hat es in den vergangen Jahren nicht für alle gepasst - aber jetzt wird es klappen. „Das ist doch ein toller und passender Abschluss für .mich", sagt er. Winzertanzprobe unter Arnd Wollinger auf dem Tanzplatz am Mittwochabend. Es ist eiskalt und klamm. Im fahlen Schein der Flutlichter drehen die Tänzer zum „Winzertanzgalopp" ihre Trainingsrunden, finden sich auf einen Trillerpfiff hin in ihren beeindruckenden Tanzfiguren wieder, streben Wieder auseinander, „hopfen" (so nennen die Winzer ihren. zügigen Tanzschritt) in die neue Figur hinein. Erika Böckler muss zwischendrin plötzlich aussteigen - sie laboriert noch an einer Erkältung, muss sich schonen, um am Sonntag für den großen Auftritt fit zu sein. Wenn mal einer von den Böcklers aussetzen muss, „dann fällt das gar nicht so auf. Es sind ja so viele von uns dabei", schmunzelt Bruder David.

Der Winzertanz ist „die" große Tradition in Niederstetten, sie reicht bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Für Familie Böckler ist der Winzertanz schon zur Familientradition geworden. Mutter Evelyne hat in den Jahren 1977 und 78 teilgenommen, war einmal grüne und einmal rote Winzerin.

Der Winzertanz ist „die" große Tradition in Niederstetten, sie reicht bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Für Familie Böckler ist der Winzertanz schon zur Familientradition geworden. Mutter Evelyne hat in den Jahren 1977 und 78 teilgenommen, war einmal grüne und einmal rote Winzerin.

Ihre Kinder sind überzeugte „Rote" - das unbedingte Einstehen für die jeweilige Kostümfarbe gehört zu den großen Riten des Winzertanzes. Auch die Böcklerschen Enkelkinder sind schon infiziert vom Virus. Stolz laufen sie mit ihren Winzertanz-T-Shirts zuhause herum, während sich die Eltern für die Tanzprobe fertigmachen. Übrigens: Die Überzeugung, welche Farbe die bessere sei, wird öffentlich lautstark verkündet und demonstriert. Und wer einmal ein Grüner war, der fordert auch im nächsten Jahr: „Bitte grün!"