TV-Dokumentation über den Niederstettener Winzertanz vorgestellt: Im Bild hinten von links die Winzerkönige Harald Dietz und Uli Roth sowie die Winzertanzleiter Arnd und Ernst Wollinger. Im Vordergrund Filmemacher Olivier Luksch und seine Partnerin Melanie Göller. Einem Niederstettener Phänomen hat Fernsehredakteur Olivier Luksch eine Filmdokumentation gewidmet. Titel: „Der Winzertanz - Tradition und Lebensgefühl”. In der ausverkauften Alten Turnhalle war jetzt Premiere und am Ende gab es stehende Ovationen.
Michael Schwarz
Niederstetten • Am Ende wischten sich viele verstohlen ein paar Tränen aus den Augenwinkeln: „Der Winzertanz - Tradition und Lebensgefühl” - unter diesem Titel hatte ein Film Premiere, der genau das widerspiegelt, was dieses große Ereignis beim Herbstfest ausmacht: Teil eines großen Ganzen sein und doch auch als Einzelner etwas ganz besonderes.
Seit 80 Jahren gibt es den Winzertanz. Erfunden wurde er 1925 von Richard Knenlein, die Teilnahme war nur den Mitgliedern von örtlichen Winzerfamilien gestattet. Heute ist der Winzertanz ein Niederstettener Jugend-phänomen jenseits aller Vereinsgrenzen. In ihm kristallisieren sich Lebensfreude, Gemeinschaft und Verantwortungsbewusstsein.
Tugenden also, die jede Zeit ihrer „heutigen Jugend” gerne abspricht. Und die Winzertänzer wirken nach außen vielleicht auch ein wenig wie eine wilde Horde, die durch nichts zu zähmen ist. Sie sind manchmal die andere Seite einer Medaille, die ungeputzte, die man sich als gutes Mitglied der Gesellschaft vielleicht nicht so gerne anschaut. Doch bei den Aufführungen auf dem Sportplatz ist man der großen Gruppe immer gut. Wenns darauf ankommt, dann zeigen sie ihre große Show, auch wenn der Schädel schwer ist vom Abend zuvor.
Dem Phänomen Winzertanz hat Olivier Luksch einen Film gewidmet. Der gelernte Fernsehredakteur ist selbst seit Jahren Winzertänzer in Niederstetten. Mit drei Filmteams hat er die Einstudierung des jüngsten Winzertanzes von Anfang an begleitet und dokumentiert. Dazu kamen Interviews mit alten und jungen Winzertänzern, Gespräche mit dem langjährigen Tanz-Leiter Ernst Wollinger und spektakuläre Luftaufnahmen von der Aufführung auf dem alten Sportplatz. Die „Sterne” und die „Große Welle” aus der Vogelperspektive, da raunte der Saal. Und am Schluss gab es stehende Ovationen für den vierzigminütigen Film.
Bürgermeister Rüdiger Zibold erzählte mit viel Humor von seinen ersten Erfahrungen mit den Winzertänzern. Ernst Wollinger führte mit Witz und Hintersinn bei einer Doppel-Weinprobe das Vorbachtal hinauf.
Rund zehn Stunden Filmmaterial mussten gesichtet, geschnittenen und teils nachvertont werden, erläuterte Olivier Luksch. Gut 400 Stunden Arbeit stecken in der TV-reifen Dokumentation. Etwa 40 000 Euro kostet solch ein Projekt, wenn man ein Filmteam damit beauftragt. Durch die Beziehungen Lukschs zum Winzertanz wurden die Kosten auf ein Minimum reduziert. Der Verkauf von DVDs und VHS-Kassetten soll die Kosten einspielen. Die gingen am Abend auch weg wie warme Semmeln.
Ernst Wollinger, der die Leitung des Winzertanzes vor einigen Jahren an seinen Sohn Arnd übergeben hat, brachte es am Ende auf den Punkt: Bei den Winzern stelle er eine ganz positive Treue zur Heimat fest und „einen absoluten Willen, wenn es wirklich darauf ankommt.” Manch ein Tänzer, manch eine Tänzerin wachse an ihren Aufgaben für die Gruppe oder sogar über sich hinaus. Doch das wichtigste für ihn sei, so Wollinger, dass die Tänzer - mittlerweile über viele Generationen hinweg - „merken, irgendwie gehören wir alle zusammen.”
Info
Den Winzertanz-Film gibt es bei Arnd Wollinger, Tel.: 07932/7741, Kulturamt, bei der Sparkasse oder über bestellung@winzertanz.de